Das Verhalten im Dojo - die Dojo-Etikette


Einige Tugenden oder Eigenschaften an den Tag zu legen ist besonders wichtig:

Pünktlichkeit

Komme nicht zu spät zum Training. Dies stört und beleidigt Deinen Sensei und Deine Trainingspartner.

 

 

 

Hygiene

Mit Sicherheit wäre es Dir unangenehm, jemanden als Trainingspartner zu haben, der unangenehm riecht oder schmuddelig aussieht. Genau das Gleiche empfinden auch Deine Kameraden. Deshalb erscheine gewaschen und sauber zum Training. Auch sollte wegen der Magen- und Darmtätigkeit nicht kurz vor dem Training gegessen werden, vor allem auf geruchsintensive Speisen (Knoblauch, Zwiebeln, etc.) sollte verzichtet werden. Wegen des Verletzungsrisikos sollen die Zehen- und Fingernägel kurz geschnitten sein. Auch Schmuck zu tragen ist während des Trainings unangebracht.

 

Aufmerksamkeit

Karate ist eine Tätigkeit, bei der es bei Unaufmerksamkeit ganz schnell zu bösen Verletzungen kommen kann. Darum betreibe das Training mit Ernst und betrachte es nicht einfach als lockere Freizeitbetätigung. Lass Dich nicht beim Training ablenken und lenke auch selber nicht ab! Handys und andere störende Utensilien haben deshalb in einem Dojo nichts zu suchen!

 

Stärke

Lässt Du Deinen Gegner erkennen, dass Du erschöpft und mit Deinen Kräften am Ende bist, dann wiederum schöpft er daraus neue Kraft. Darum lass Dir evtl. Erschöpfung nicht anmerken. Mit Stärke ist aber nicht nur die körperliche, sondern vor allem die geistige Stärke gemeint. Darum sei konzentriert und setze oder lege Dich während des Trainings nicht eigenmächtig hin, zapple nicht unnötig herum und verlasse nicht Deinen Platz. Verlasse das Dojo nicht während des Trainings. Auch dies stört und ist unhöflich. Für die wenigen Fälle, in denen es tatsächlich erforderlich ist, das Dojo zu verlassen, melde Dich beim Sensei durch eine leichte Verbeugung und Oss! Verlasse das Dojo erst, nachdem dieser bestätigt hat. Melde Dich beim erneuten Betreten des Dojo zuerst wieder ordnungsgemäߟ zurück.

Gehorsamkeit

Ordne Dich im Training unter! Dein Sensei gibt Dir mit dem Kommando "Yoi" das Zeichen, Dich auf die bevorstehenden ܜbungen zu konzentrieren. Erst nachdem Dein Sensei Dir das Kommando "Yame" gegeben hat, darfst Du Dich entspannen!

 

 

Gründlichkeit

Betreibe das Training getreu dem Motto: "Tue das, was Du tust!". Dies bedeutet, sich nicht ablenken zu lassen, sondern sich zu konzentrieren und sein Training so gut zu absolvieren, wie es einem nur irgendwie möglich ist. War Dein letztes Training gut, so mache Dein nächstes noch besser! Versuche, Dich ständig zu verbessern, auch wenn Du denkst, dass dies nicht mehr möglich ist! Die Zeit spielt im Training keine Rolle!

 

 

 

Beständigkeit

Besuche das Training regelmäߟig und so oft wie möglich, da Versäumnisse nur sehr schwer wieder hereingearbeitet werden können! Bedenke, dass Du Teil einer Gruppe bist! Müssen wegen Deinen Versäumnissen ܜbungen wiederholt werden, dann verlangsamt dies den Fortschritt Deiner Kameraden!

 

 

Bescheidenheit

Ein Karateka, der den wahren Sinn des Karate-Do verstanden hat, wird sich nicht durch Angeberei hervortun, sondern durch Bescheidenheit und Anständigkeit! Er wird eher durch seine Zurückhaltung überlegene Stärke und Souveränität ausstrahlen und niemals einen Angriff durchführen, um niedere Interessen zu verfolgen!

 



 "Oss". Es ist ein kleines universelles Wort, welches weltweit in den gleichen vielfältigen Bedeutungen benutzt wird. Diese sind unter anderem: "Danke" und "Bitte", "Verstanden!", "Ich werde es versuchen". Auߟerdem ist es ein Gruߟwort. Mit einer Verbeugung ausgesprochen, bedeutet es Respekt vor dem und Vertrauen zum Gegenüber.



Der Karateka sieht im Dojo einen Ort der Stille und Meditation, an welchem dem Gegenüber mit Respekt und Höflichkeit begegnet wird. Aus diesem Grunde ist ungebührliches Verhalten verpönt!

 

 

Karateka begrüߟen sich im Dojo nicht durch Schütteln der Hände oder laut gesprochene Worte wie "Guten Tag" oder "Hallo". Betritt oder verlässt ein Karateka das Dojo, so erfolgt der Gruߟ durch eine Verbeugung. Mit dieser Verbeugung grüߟen wir in erster Linie das Dojo und das Karate-Do.

Zugleich aber werden damit der Sensei (Meister), sowie alle Kusei (Schüler) begrüߟt. Die Verbeugung hat maߟvoll, aber mit Ernsthaftigkeit und aus Überzeugung zu erfolgen. Andernfalls wird der aufrichtige Gruߟ ins Gegenteil verkehrt.

Das Gleiche gilt, wenn statt einer Verbeugung nur ein unachtsames Nicken mit dem Kopf erfolgt.

 

 

Zum Beginn und zum Abschluss des Trainings findet der Za-Rei, der Gruߟ im Kniesitz, statt. Hier werden oft unterschiedliche Riten gebraucht, die sich in der Grundform jedoch alle ähneln.

 

Die Schüler nehmen zum Za-Rei zunächst in einer Reihe Aufstellung, die höheren Grade ordnen sich dabei von vorne gesehen links, die niedrigeren in der Mitte und die Neulinge rechts ein. Eine einwandfreie Haltung (aufrecht, die Hände auf den Oberschenkeln), korrekter Sitz des Gi und eine exakte seitliche Ausrichtung sind unabdingbar! Jegliches Gespräch hat während der gesamten Zeremonie zu unterbleiben, es sei denn, man wird vom Sensei aufgefordert, das Wort zu ergreifen!

 

Auf das Geheiß des Sensei wird zunächst abgegrüߟt (eine Verneigung in Musubi-Dachi mit dem Wort "Oss"). Dann kniet sich der Sensei nieder, gefolgt von den Kusei, anschließend gibt der Sensei das Zeichen zur Meditation, dem "Mokuzo" (gesprochen: "Mokso"). Hierbei schlieߟen die Trainierenden die Augen und versuchen, sich leer zu machen, an nichts zu denken. Dazu ist es hilfreich, sich nicht gegen aufkommende Gedanken zu wehren, sondern diese zwar zuzulassen, aber nicht an Ihnen zu haften, sie vorüberziehen zu lassen. Es obliegt dem Sensei nach einer Zeitspanne, welche ihm angemessen erscheint, die Phase der Konzentration mit den Worten "Mokuzo Yame" zu beenden.

Daraufhin gibt der Rangälteste oder -höchste Karateka (derjenige, der ganz links sitzt) das Kommando "Sensei-Ni-Rei", woraufhin alle die Daumen und Zeigefinger zu einem Dreieck formen, dieses vor sich auf dem Boden ablegen und sich verneigen, indem sie die Stirn kurz in das Dreieck legen.

In vielen Dojos wird hier das Wort "Oss" gesprochen. Ebenso wird in vielen Dojos vor dem Sensei-Ni-Rei der Gruß zu den Ahnen (Shinza-Ni-Rei; wie Sensei-Ni-Rei, jedoch dreht sich der Sensei um zum Ahnenbild) und nach dem Sensei-Ni-Rei der Gruߟ zu den Mittrainierenden praktiziert (Otagai-Ni-Rei; wie Sensei-Ni-Rei, jedoch grüßt der Sensei hier nicht, da dieser Gruߟ nur unter den Schülern stattfindet).

 

Nach dem Ritual steht zunächst der Sensei auf und anschlieߟend nach dem Kommando die Kusei (entweder nacheinander von links nach rechts oder gleichzeitig). Abschlieߟend erfolgt eine gleichzeitige Verbeugung.

 

 

Der oberste Sensei im Dojo ist immer der Rangälteste, nicht aber der Ranghöchste. Dem Sensei drückt man nicht nur seine Anerkennung und seine Achtung aus, sondern auch die Dankbarkeit, von ihm lernen zu dürfen.

 

Einem Sensei (Meister) oder Sempai (Karateka mit einem höheren Kyu-Grad) ist unter allen Umständen mit Achtung und Respekt entgegenzutreten, deren Ratschläge sind ohne Kritik anzunehmen. Andererseits ist es jedoch die Pflicht aller höheren Grade, den Lernenden behilflich zu sein und Ihnen mit Geduld auf Ihrem Karate-Do zu helfen. Grundsätzlich obliegt es dem Ranghöheren, den Jüngeren zum ܜben aufzufordern, nicht umgekehrt. Lehne auch keine Herausforderung eines Fortgeschrittenen ab, mit ihm zu trainieren. Respektiere die Fortgeschrittenen; nur wenn Du ihnen in der richtigen Haltung gegenübertrittst, kannst du von ihnen lernen!

 

Dein Sensei beurteilt Deine Leistungen. Er sagt Dir, wann es Zeit ist, auf Deinem Weg eine neue Herausforderung anzunehmen und das bisher Erlernte mit dem Ablegen einer Gürtelprüfung zu untermauern. Der Gürtelgrad ist lediglich die Bestätigung, dass die Techniken dem geforderten Grundstandard entsprechen. Eine erfolgreich abgelegte Gürtelprüfung ist aber keine Bestätigung dafür, dass jemand "Karate kann". Es ist ein Zeichen dafür, dass er entsprechende Leistungen erbracht hat und soll der Motivation dienen, weiterhin mit Eifer und Fleiߟ zu trainieren. Je höher der Gürtelgrad, desto höher ist auch die Verantwortung Deinen mittrainierenden, jüngeren Karatekas gegenüber. Es wächst Deine Vorbildfunktion! Dies darf aber nicht zu Überheblichkeit und Arroganz führen!

 

Europäische Beifallsbekundungen wie Klatschen oder sogar Pfeifen gehören nicht in ein Dojo. Beifall drückt ein Karateka durch das vielseitige Wörtchen "Oss!" aus. Außerdem sollte sich seine Zustimmung durch besonderen Einsatz seinerseits zeigen. Da unser Sensei generell sein Möglichstes gibt, benötigt er ohnehin kein Lob.

 

Führe Deine ܜbungen voller Kraft und mit Freude aus. Betrachte die Übungen nicht als Pflicht, sondern als Geschenk!